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Reform der Altersvorsorge: Keine Klientelpolitik zu Lasten der kommenden Generationen

Auch inmitten der aktuellen Corona-Krise lohnt es sich, nach vorne zu schauen: Wo wird die Schweiz in einigen Jahren stehen und welche sozioökonomischen Herausforderungen kommen noch auf sie zu? Natürlich ist nicht alles planbar, aber vieles ist dennoch absehbar und lässt sich bereits heute mit entsprechenden Massnahmen antizipieren.

So wissen wir heute mit Sicherheit, dass die Bevölkerung in der Schweiz stark altert. In 30 Jahren wird jeder dritte Einwohner über 65 Jahre alt sein. Mit der prognostizierten Lebenserwartung und dem jetzigen Pensionsalter wären die Menschen so im Schnitt 25 Jahre lang pensioniert. Bei Einführung der AHV waren es rund 13 Jahre. Genauso wird sich das Verhältnis Erwerbstätige auf Rentner von 6.5 (1948) auf 2 (2045) verändern, das heisst es würden nur noch zwei Aktive die AHV-Rente eines Pensionierten zahlen (Umlageverfahren). Dass dies nicht aufgeht, ist klar. Wie kann also sichergestellt werden, dass künftige Generationen nicht die Leidtragenden der heutigen Sozialpolitik sein werden und in Zukunft auch eine angemessene Rente erhalten?

Der Schweiz geht es insgesamt gut. Die Wirtschaft ist stark, der Lebensstandard hoch und die Bevölkerung zufrieden. Vor wenigen Monaten ist der OECD-Länderbericht erschienen. Dieser gab der Schweizer Wirtschaftspolitik insgesamt gute Noten. Der Bereich, bei dem die OECD die grössten Probleme auf die Schweiz zukommen sieht, ist die Alterung der Gesellschaft: "Die gesetzlichen Rahmenbedingungen haben mit der steigenden Lebenserwartung nicht Schritt gehalten." Die Empfehlungen der OECD decken sich mit den Forderungen der unabhängigen und lösungsorientierten Arbeitnehmer- und Berufsverbände der plattform.

Welche gesetzlichen Massnahmen sind also nötig? Zum einen braucht es Finanzierungsmassnahmen, um die Vorsorgeeinrichtungen zu stabilisieren, zum anderen müssen Anreize für die Beschäftigung älterer Mitarbeitenden, auch über das Referenzalter hinaus, geschaffen werden.  Mehr Geld für die AHV ermöglicht eine längere Beitragsdauer. Grössere Anreize für das Arbeiten über das Referenzalter hinaus – verbunden mit der Möglichkeit eines flexiblen Altersrücktritts sowie der Schliessung der Vorsorgelücken nach dem Pensionsalter – helfen sowohl der AHV, wie auch den AHV-Bezügern. Eine Senkung des Mindestumwandlungssatzes sowie eine Abflachung der Altersgutschriften haben denselben Effekt in der zweiten Säule. Eine neue Studie im Auftrag des SECO bestätigt die Notwendigkeit von monetären Massnahmen, betont aber, dass vor allem auch ein Kulturwandel in der Gesellschaft stattfinden muss. Erreicht werden kann dieser Kulturwandel durch drei einander ergänzende Massnahmen: die Sensibilisierung von Erwerbstätigen und Führungskräften, betriebliche Massnahmen in den Bereichen Rekrutierung, Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit und Pensionierung sowie die Aufhebung des fixen Rentenalters.

«Grössere Anreize für das Arbeiten über das Referenzalter hinaus – verbunden mit der Möglichkeit eines flexiblen Altersrücktritts sowie der Schliessung der Vorsorgelücken nach dem Pensionsalter – helfen sowohl der AHV, wie auch den AHV-Bezügern.»

- Dr. Ursula Häfliger, Geschäftsführerin der plattform

Ende Oktober 2019 haben die fünf Arbeitnehmer- und Berufsverbände der plattform ihre erwerbstätigen Mitglieder zum Umgang mit älteren Arbeitnehmenden im Unternehmen, der aktuellen Altersverteilung und den existierenden Massnahmen im Hinblick auf ein betriebliches Altersmanagement befragt. Daraus entstanden sind Empfehlungen für ältere Arbeitnehmende, wie sie sich optimal auf ihre letzte Karrierephase vorbereiten können, sowie ein Leitfaden für ein smartes Altersmanagement im Unternehmen.

Neben der Stärkung der Arbeitsmarktfähigkeit – zum Beispiel durch gezielte Weiterbildung - müssen auf betrieblicher Seite sowohl eine diskriminierungsfreie und unvoreingenommene Rekrutierung, als auch eine gezielte Workforce- und Nachfolgeplanung sichergestellt werden. Auch Lohnsysteme müssen flexibler werden so dass Arbeitnehmende vor allem nach ihren Fähigkeiten entlöhnt werden. Denn nur so können Erwerbstätige befähigt werden, ein erfülltes Berufsleben zu gestalten und ihr Potenzial über den gesamten beruflichen Werdegang hinweg zu entfalten. Starke und selbstbewusste Berufsleute sind der Grundstein für eine moderne und offene Gesellschaft. Sie alleine können entscheiden, welche Bedürfnisse sie jetzt und in Zukunft haben.

Mit diesen breiten Massnahmen auf gesetzlicher, betrieblicher und individueller Ebene kann die Schweiz besser gerüstet in die Zukunft blicken. Erwerbstätige, Rentner sowie zukünftige Generationen können auf ein erfülltes Berufsleben und einen wohlverdienten Ruhestand hoffen. Der Grundgedanke der Nachhaltigkeit ist Solidarität. Das gilt in Zeiten des Coronavirus genauso wie für die Altersvorsorge: Kein Hamstern für sich selbst, Rücksicht nehmen auf Schwächere und vor allem die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, damit alle zurechtkommen.

Umfrage zum Altersmanagement

Die Empfehlungen für ältere Arbeitnehmende sowie der vollständige Leitfaden "Smartes Altersmanagement für das Unternehmen 2.0" werden demnächst auf die-plattform.ch veröffentlicht. Für die politische Allianz ist klar: Gelebtes Altersmanagement heute, stellt die Chancengleichheit und den Wissenstransfer im Unternehmen sicher und wird älteren Arbeitnehmenden künftig ermöglichen, länger im Erwerbsprozess zu bleiben.

 

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